Ghostbusters: Frozen Empire (US 2024)

Die Spengler-Patchworkfamilie hat in New York die ikonische Feuerwache bezogen und arbeitet mit den alten Geisterjägern zusammen, um sich einer neuen, mächtigen Bedrohung entgegen zu stellen...

Nach der vielversprechenden Wiederbelebung des Franchise mit "Afterlife" war ich nach den Trailern des 4. Teils ziemlich gehypt. Leider wird "Frozen Empire" weder meinen Erwartungen noch seinem immensen Potential vollkommen gerecht. Das liegt wohl teilweise an der schieren Überfrachtung mit Charakteren und deren individuellen Handlungsbögen, was den Storyverlauf immer wieder etwas ausbremst und irgendwie zerfasert erscheinen lässt. Zudem hätte man aus dem großen Finale und der Einbindung der alten Crew viel mehr machen können und müssen. Ich meine, alle Geister aus dem Sperrcontainer werden freigelassen, hauen aber ab und spielen dann so gar keine Rolle mehr? Sollten die nicht die Armee des Bösewichts werden? Kann er sie nicht kontrollieren? Hmm. Und die alten Recken stehen praktisch nur doof herum, Bill Murray kommt sogar insgesamt viel zu kurz, wirkt teilweise lustlos und lässt seinen anarchischen Humor vermissen. Beispiel: Da trifft er wieder auf Walter Peck und alles was ihm einfallt ist "Peck, du Clown"?? Zusammen mit der unoriginellen Mid-Credits-Scene gute Beispiele für das bereits erwähnte ungenutzte Potential. Aber kommen wir zu den positiven Aspekten dieser Fantasy-Komödie. Trotz aller Probleme, welche durch die vielen Figuren entstehen, finde ich doch dass die meisten der Nebenstränge interessant sind und am Ende passend zusammengeführt werden. Neulinge wie Lars und Nadeem fügen sich prima ein, vor allem der Humor von Kumail Nanjiani erweist sich als erstaunlich kompatibel (mal abgesehen von der Feuerwehrstangen-Szene, die im Finale ärgerlich unpassend wirkt). Dass Dan Aykroyd eine so große Rolle spielt hat mich positiv überrascht, Podcast ist sowieso der Hit und was ganz extrem wichtig ist: Ich musste einige Male richtig lachen, denn die Gags funktionieren fast immer. Insgesamt ist "Frozen Empire" zwar nicht der erwartete Hit geworden und kommt auch nicht ganz an "Afterlife" heran, was aufgrund der vielen tollen Ideen und des gelungen designten, schaurigen Oberschurken wirklich ein Jammer ist, dennoch macht der Streifen Spaß und lässt auf weitere Fortsetzungen hoffen. Dann vielleicht mit etwas reduzierterem Hauptcast und fokussierter erzählter Handlung!?

ACHTUNG: Wer das Frozen Empire sehen will guckt lieber nochmal den ersten Teaser oder später auf Netflix die letzten 10 Minuten des Films, denn das sind alle Szene

War Afterlife noch ein sympathischer Gesang auf alte Erinnerungen mit der Andeutung, dass sich die alten Hasen in den wohlverdienten Ruhestand begeben dürfen, ist Frozen Empire nun vollends in der Versklavung von Requels angekommen. Ghostbusters ist kein Film mehr, er ist jetzt Content. Slimer, Marshmallowmänner und Co. kommen nur so weit vor, wie es sich für die Promophase eignet. Bill Murray scheint seine Motivation komplett in seinen Gesichtsausdruck zu packen. Kinder sagen Sätze wie "Nippelbilder, wie kultig" oder "Krass, der Sexkeller deiner Oma". Zwischendrin generisch animierte Monster eingebettet in eine absolut risikolose Geschichte, die zu keiner Sekunde das Gefühl vermittelt, dass es um irgendetwas geht.

Den Etikettenschwindel mal ausgelassen, ist Frozen Empire die lustloseste Blockbustererscheinung, die man so einer Reihe nur zumuten kann. Bitte lass es das gewesen sein...

Bemängelte ich bei "Afterlife" noch, das mir die Geschichte zu sehr auf die jungen Darsteller zugeschnitten war, und dadurch eher wie ein Teenie-Abenteuer-Film ala Goonies wirkte, so kann ich dies bei "Frozen Empire" endgültig revidieren. Denn obwohl natürlich wieder die sehr sympathisch wirkende McKenna Grace als Phoebe Spengler irgendwo im Mittelpunkt stand, so dürfen diesmal gerade die Veteranen des Franchises keinen unwesentlichen Part übernehmen. Das ist manchmal vielleicht ein bißchen zu viel Fanservice, und macht hier und da auch überhaupt keinen Sinn, aber die absolut unterhaltsame Geschichte wird davon wenigstens nicht negativ beeinflußt.
Diese Geschichte ist diesmal auch kein widerkäuen einer bekannten Story, wie noch in "Afterlife", sondern steht schön für sich allein, und bindet dabei ganz gut die einzelnen Figuren mit ein. Auch wenn in den wenigen Szenen mit Bill Murray sofort wieder klar wird, warum das Original so genial war, bietet der neue Cast dabei eine ordentliche Leistung.
Die dicksten Kritikpunkte wären vielleicht die etwas sparsame Geisterjagd-Action, und die seltsame Konstellation der Familie Spengler mit ihrem Feuerwachen-Business, und Winstons Mega-Organisation zur Geisterbekämpfung. Hier verstehe ich deren Verbindungen und Abgrenzungen nicht so ganz.
Doch abseits solcher Kleinigkeiten ist "Frozen Empire" für mich der bessere Nachfolger als noch "Afterlife", da er erwachsener und innovativer daherkommt als sein Vorgänger. Auch werden alte Figuren und Referenzen besser eingebunden, und lassen mich als großem Ghostbusters-Fan für die Zukunft hoffen...

https://www.imdb.com/title/tt21235248/
https://www.ofdb.de/film/376691,Ghostbusters-Frozen-Empire/